Anlegen mit Plan: Der smarte Weg zu starken Aktien
Wie man mit fundamentaler Qualität, technischer Bestätigung und klar definierten Ausstiegskriterien mittel- bis langfristig in starke Aktien investiert – systematisch und mit Substanz.
Viele Anlegerinnen und Anleger träumen davon, qualitativ hochwertige Aktien oder Wachstumschampions frühzeitig zu entdecken und über Jahre hinweg von stabilen Aufwärtstrends zu profitieren. Doch nachhaltiger Anlageerfolg basiert nicht auf Bauchgefühl oder Glück, sondern auf klaren Regeln – für den Einstieg, die Positionsführung und den Ausstieg.
Die nachfolgende Checkliste bietet ein strukturiertes Vorgehen, um Aktien mit hoher fundamentaler Qualität und technischer Stärke zu identifizieren – und dabei die Risiken disruptiver Veränderungen nicht aus dem Blick zu verlieren.
Dabei gilt: Die genannten Kriterien und Zielwerte spiegeln Beispiele wider, die sich in der eigenen Praxis als sinnvoll und nachvollziehbar erwiesen haben. Sie sind jedoch keine Garantie für Erfolg, sondern sollen zur Reflektion und Weiterentwicklung eigener Bewertungsmaßstäbe anregen.
1. Fundamentale Stärke 📊
Warum Qualität der erste Filter sein muss: Bevor ein Investment in Betracht gezogen wird, sollte die wirtschaftliche Stabilität und Rentabilität des Unternehmens überprüft werden. Fundamentale Qualität ist kein Garant für steigende Kurse, aber sie schafft die Basis für Widerstandskraft und nachhaltiges Wachstum.
🔷 1.1 Bilanzielle Qualität
Ein solide finanzierter Konzern kann auch in unsicheren Marktphasen bestehen. Dagegen wird ein Unternehmen mit zu hoher Verschuldung in Krisenzeiten angreifbar.
Besonders in zyklischen Branchen oder in Zeiten steigender Zinsen spielt die Kapitalstruktur eine entscheidende Rolle.
Wichtige Kennzahlen und potenzielle Kriterien:
Eigenkapitalquote zwischen 20 % und 40 %
Verschuldungsgrad (Fremdkapital / Eigenkapital) unter 2,0
Nettoverbindlichkeiten / EBITDA < 3,0
🔷 1.2 Rentabilität
Ein gutes Unternehmen erzielt nicht nur Gewinne, sondern tut dies effizient. Investoren achten daher in der Regel auf Kennzahlen, die die Kapitalverzinsung und Margenstärke abbilden.
Typische Zielwerte:
Eigenkapitalrendite > 20 %
Gesamtkapitalrendite (ROIC, ROCE) > 15 %
EBIT-Marge > 15 %
Umsatzrendite > 10 %
🔷 1.3 Wachstumsperspektive
Langfristig steigende Unternehmenswerte setzen neben soliden Fundamentaldaten ein stabiles und überdurchschnittliches Wachstum voraus – sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn. Besonders attraktiv sind Unternehmen mit einem klaren, skalierbaren Geschäftsmodell.
Zentrale Aspekte:
Erwartetes jährliches Umsatz- und Gewinnwachstum im oberen einstelligen, besser zweistelligen Prozentbereich
Keine Einmaleffekte, sondern kontinuierliche Entwicklung über mehrere Jahre
🔷 1.4 Bewertung und Renditepotenzial
Selbst das beste Unternehmen kann eine schlechte Investition sein, wenn man zu viel bezahlt. Daher sollte trotz aller Qualität und Wachstumsaussichten eine sinnvolle Relation zwischen Preis und Ertrag bestehen.
Mögliches Kriterium zur Einschätzung der Bewertung:
Gewinnrendite oder Free Cash Flow-Rendite positiv und attraktiv
Mein Zielwert 🎯: Erwartete Gesamtrendite (Rendite = Gewinn-/Cashflow-Rendite + Wachstumserwartung) ≥ 12 % p.a.
2. Technisches Setup 📈
Den Einstieg im Aufwärtstrend finden: Ist die fundamentale Analyse abgeschlossen, folgt die technische Betrachtung – mit dem Ziel, günstige Zeitpunkte für den Einstieg zu erkennen. Um das übergeordnete Trendbild im Blick zu behalten und kurzfristige Schwankungen auszublenden, wird dabei auf Wochenchart-Basis gearbeitet.
🔷 2.1 Allgemeine Trendstruktur
Ein stabiler Aufwärtstrend ist durch eine Folge höherer Hochs und höherer Tiefs gekennzeichnet. Dieses einfache Prinzip bildet die Grundlage jeder Trendanalyse.
🔷 2.2 Gleitende Durchschnitte
Die Kombination verschiedener gleitender Durchschnitte liefert Hinweise auf kurzfristige Dynamik innerhalb eines langfristigen Trends.
Voraussetzungen:
Aktienkurs über dem 30-Wochen-SMA
Aktienkurs über dem 50-Tage-SMA
50-Tage-SMA liegt oberhalb des 30-Wochen-SMA
Diese Konstellation signalisiert ein günstiges Momentum innerhalb eines stabilen Trends.
🔷 2.3 RSI (Relative Strength Index)
Der RSI zeigt, ob eine Aktie überkauft oder überverkauft ist – im Wochenchart liefert er Hinweise zur Trendstärke.
Ideale Bedingungen:
RSI zwischen 50 und 70
Kein Überkauft-Status (RSI < 70), kein Überverkauf (RSI > 30)
Optional: Ein Abpraller an der 50er-Marke kann als attraktive Einstiegschance gelten
🧠 Hintergrund: Was zeigt der RSI – und wie liest man ihn richtig?
📊 Relative Strength Index (RSI)
Der RSI misst die Geschwindigkeit und Veränderung von Kursbewegungen über einen definierten Zeitraum – meist 14 Perioden. Er schwankt zwischen 0 und 100 und zeigt, ob ein Wert überkauft oder überverkauft ist.
🔍 Was bedeuten die Werte?
> 70 → Überkauft: Kurs ist stark gestiegen, mögliche Übertreibung
< 30 → Überverkauft: Kurs ist stark gefallen, potenzielle Gegenbewegung
50er-Marke → Trendfilter: Oberhalb oft bullisches Umfeld, unterhalb eher schwach
📈 Welche RSI-Einstellung häufig genutzt wird – und warum?
Standard-RSI mit 14 Perioden
Diese Einstellung hat sich bewährt und wird auch in den meisten Charting-Tools als Default verwendet.
👉 Auf Wochenbasis eingesetzt, liefert der RSI robuste Hinweise auf die Trendstärke – besonders relevant für mittel- bis langfristige Investoren.💡 Praxis-Tipp
RSI zwischen 50 und 70 = stabile Aufwärtstrends
Abpraller bei ~50 = oft attraktive Einstiegschance im intakten Trend
< 30 = Vorsicht – möglicher Trendbruch oder größere Korrektur
🔷 2.4 MACD (Moving Average Convergence Divergence)
Ein bewährter Trendfolge-Indikator, der den Übergang von Schwäche zu Stärke visuell sichtbar macht.
Gesuchte Signale:
Bullisches Crossover: Die MACD-Linie kreuzt die Signallinie von unten
Grüne Histogramm-Balken signalisieren zunehmende Stärke
Optional: MACD über der Null-Linie = besonders stabiler Trend
🧠 Hintergrund: Wie funktioniert der MACD – und welche Einstellungen sind sinnvoll?
📊 Moving Average Convergence Divergence (MACD)
Der MACD ist ein trendfolgender Momentum-Indikator. Er zeigt Veränderungen in der Stärke, Richtung und Dynamik eines Trends, indem er zwei exponentielle gleitende Durchschnitte miteinander vergleicht.
🔵 MACD-Linie
Sie zeigt die Differenz zwischen zwei exponentiell gewichteten gleitenden Durchschnitten (EMAs), meist dem 12er und 26er EMA. Die Linie visualisiert dadurch das Momentum eines Trends.🟠 Signallinie
Ein gleitender Durchschnitt der MACD-Linie selbst – häufig ein 9er EMA. Diese Linie dient der Glättung und hilft, Signalüberkreuzungen klarer zu erkennen.📈 Welche Einstellungen häufig genutzt werden – und warum?
Standard-MACD (12/26/9)
Diese klassische Einstellung ist weit verbreitet und eignet sich auch für mittel- bis langfristige Zeiträume – besonders dann, wenn man den Indikator auf Wochencharts anwendet.
👉 Vorteil: Gute Balance zwischen Reaktionsgeschwindigkeit und Glättung.Langfristiger MACD (z. B. 19/39/9 oder 24/52/18)
Wer auf Tagescharts arbeitet oder generell Buy-and-Hold-orientiert ist, kann auf träger reagierende Varianten zurückgreifen.
👉 Vorteil: Robuste Signale, weniger Fehlsignale, man bleibt länger in Trends investiert.💡 Praxis-Tipp
Wochenchart + Standard-MACD (12/26/9) = oft optimal für mittel- bis langfristige Trendfolger.
Tageschart + langsamer MACD (z. B. 19/39/9) = sinnvoll, wenn man nervöse Fehlsignale vermeiden will.
🔷 2.5 Zusatzfilter: Stage-2 nach Stan Weinstein
Investoren, die den „Weinstein-Ansatz“ verfolgen, suchen nach Aktien in der sogenannten Stage 2 – der Phase des starken Aufwärtstrends.
Merkmale:
Steigender 30-Wochen-SMA
Kurs liegt signifikant darüber
🧠 Hintergrund: Was bedeutet „Stage 2“ nach Stan Weinstein?
📊 Die Stage-Analyse nach Stan Weinstein
Der US-Börsenstratege Stan Weinstein unterteilt den Lebenszyklus einer Aktie in vier Phasen – basierend auf Kursverlauf, Trendverhalten und dem 30-Wochen-Durchschnitt.
📌 Die vier Phasen im Überblick
Stage 1 – Bodenbildungsphase
Seitwärtsbewegung nach längerer Abwärtsphase, 30-Wochen-SMA verläuft flach.
👉 Noch kein klarer Trend – Beobachtungszone.Stage 2 – Aufschwungphase (Kaufphase)
Ausbruch über die Seitwärtsrange, steigender 30-Wochen-SMA, Kurs klar darüber.
👉 Stärkste Phase für Investitionen in Trendaktien.Stage 3 – Topping-Phase
Seitwärts oder erste Schwächezeichen, Kurs pendelt um den SMA.
👉 Warnsignal – Gewinne ggf. sichern.Stage 4 – Abwärtstrend
Fallender 30-Wochen-SMA, Kurs deutlich darunter.
👉 Verkaufsphase – Kapital schützen.💡 Praxis-Tipp
Stage 2 erkennen: Die Aktie bricht aus einer Seitwärtsbewegung nach oben aus, und der 30-Wochen-SMA beginnt zu steigen – das ist häufig der Start eines neuen Aufwärtstrends.
Bestätigung durch Volumen und Momentum (z. B. MACD, RSI) kann zusätzlich helfen, Fehlsignale zu vermeiden.
✅ Entscheidungsregel
Ein Einstieg erfolgt nur, wenn alle vier Hauptkriterien (Trendstruktur, gleitende Durchschnitte, RSI, MACD) erfüllt sind.
Optional kann bei minimalen Abweichungen in Teilpositionen investiert werden – sofern das Gesamtbild eindeutig positiv ist.
3. Exit-Strategie ⏳
Gewinne laufen lassen, aber Disruption erkennen: Langfristiges Investieren bedeutet nicht, Aktien für immer zu halten. Technologische Disruption, Managementfehler oder Bewertungsübertreibungen können selbst starke Unternehmen aus der Bahn werfen. Ein geordneter Ausstieg schützt vor dauerhafter Underperformance.
🔷 3.1 Relative Schwäche
Ein erstes Warnsignal ergibt sich, wenn eine Aktie über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten deutlich hinter dem Gesamtmarkt zurückbleibt. Solche Schwächephasen deuten oft auf fundamentale oder strukturelle Probleme hin.
🔷 3.2 Technische Verkaufssignale im Chartbild
Ein Trendbruch auf Wochenbasis sollte ernst genommen werden – vor allem dann, wenn er mit relativer Schwäche und fundamentalen Veränderungen einhergeht.
Typische Ausstiegssignale:
Bruch des 30-Wochen-SMA auf Wochen-Schlusskursbasis
Bildung tieferer Hochs und Tiefs → bestätigter Abwärtstrend
Bruch mehrjähriger Unterstützungen oder einer langfristigen Seitwärts-Range
Fazit
Wer mittel- bis langfristig in Aktien investieren möchte, sollte strategisch vorgehen:
Fundamentale Qualität sichert die Basis, technische Stärke hilft beim optimalen Timing, klare Regeln verhindern emotionale Fehlentscheidungen.
Die hier vorgestellte Checkliste bietet ein robustes Rahmenwerk, das sowohl in ruhigen Marktphasen als auch in volatilen Zeiten Orientierung gibt.
Doch jede Perspektive bringt neue Impulse. Daher interessiert mich: Welche Kennzahlen, technischen Indikatoren oder Bewertungsmaßstäbe nutzt Du in Deiner Analyse? Welche Kriterien haben sich für Dich als besonders wertvoll erwiesen – und wo siehst Du vielleicht blinde Flecken in gängigen Checklisten?
Ich freue mich über einen Austausch in den Kommentaren – denn so wie Märkte sich entwickeln, sollte es auch unsere Strategien tun.
Viele Grüße,
Daniel aka Whirlwind360
Disclaimer:
Die von mir auf Substack veröffentlichten Analysen und Texte stellen keine Anlageberatung, Steuerberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Ich veröffentliche hier lediglich meine persönliche Meinung.
Aktien, ETFs und Fonds sind immer mit Risiken behaftet – auch ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals ist möglich.
Trotz sorgfältiger Recherche kann für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen und Unterlagen keine Haftung übernommen werden.