Anleger kaufen Aktien, Investoren kaufen Unternehmen
Der folgende Beitrag dreht sich um den Unterschied zwischen Investoren und Anlegern im Zusammenhang mit der Aussage: „Anleger kaufen Aktien, Investoren kaufen Unternehmen.“
Weiterhin gehe ich in diesem Zusammenhang auf die mögliche Diskrepanz zwischen dem Wert eines Unternehmens und dem Preis seiner börsengehandelten Aktien ein. Dabei wird meine Auffassung von den Aussagen des Buches „Jetzt aber! – Erfolgreich anlegen in 8 Schritten“ (Originaltitel: Payback time) untermauert. „Jetzt aber! – Erfolgreich anlegen in 8 Schritten“ ist das zweite Buch von Phil Town. Über Towns erstes Buch „Regel Nr. 1 – Einfach erfolgreich anlegen“ und seine Anlagestrategie, bezeichnet als Regel-1-Investing, habe ich an dieser Stelle ausführlich berichtet.
Hinweis: Dieser Beitrag ist erstmals im Juni 2020 auf meinem damaligen Blog Whirlwind-Investing.com erschienen. Da ich regelmäßig von Zeit zu Zeit verschiedene Passagen in diesem Buch nachlese, möchte ich es auch meinen Lesern hier näher bringen.
Abgrenzung zu „Regel Nr. 1“
In „Regel Nr. 1 – Einfach erfolgreich anlegen“ geht Phil Town auf die Kriterien ein, mit denen sich feststellen lässt, ob es sich bei einem Unternehmen um ein für Investoren wunderbares Unternehmen handelt. Weiterhin vermittelt er notwendiges Wissen, um ein Unternehmen schnell analysieren und mithilfe technischer Werkzeuge (MACD, etc.) erfolgreich handeln zu können.
Allerdings führt dieses Handeln mithilfe der beschriebenen technischen Werkzeuge nicht immer und vor allem nicht in jeder Marktphase zum Ziel. Das hat auch Phil Town erkannt und fokussiert sich daher in „Jetzt aber! – Erfolgreich anlegen in 8 Schritten“ eher auf das „Hamstern“ – im Sinne von „beiseiteschaffen“, „anhäufen“ und „einsammeln“ – wunderbarer Unternehmen. Und das passt prima zu meiner „Aktien-Sammler“-Philosophie. 😉
Für das erfolgreiche Hamstern wunderbarer Unternehmen ist es jedoch notwendig zu verstehen, dass nicht zwingend ein Zusammenhang zwischen dem Preis einer börsengehandelten Aktie und dem Wert dessen, was man dafür erhält, besteht. Dazu aber später mehr.
Anleger kaufen Aktien, Investoren kaufen Unternehmen
Bevor ich auf den möglichen Unterschied zwischen dem Preis, den man bezahlt und den Wert dessen, was man dafür bekommt, eingehe, möchte ich zuvor klären, ob es einen Unterschied zwischen Anlegern und Investoren gibt?
Meiner Auffassung nach ist dies tatsächlich der Fall.
Zwar gelangen sowohl Anleger als auch Investoren durch den Kauf börsennotierter Aktien in den Besitz von Anteilen an einem Unternehmen, jedoch besteht meiner Auffassung nach der wesentliche Unterschied in der grundsätzlichen Betrachtungsweise, wie beide das erworbene Objekt sehen. Investoren sehen sich allgemeinhin als Besitzer eines Unternehmens bzw. als Miteigentümer des Unternehmens und konzentrieren sich auf dessen Wert. Anleger sehen sich dagegen als Besitzer einer Aktie und haben häufig nur deren Preis im Blick.
Dieser Unterschied führt folglich dazu, dass ein typischer Aktienanleger unglücklich ist, wenn der Preis seiner Aktie sinkt, weil er den wahren Wert des Unternehmens nicht begreift, welches durch die Aktie repräsentiert wird.
„Nur wer in der nahen Zukunft zum Aktienverkäufer wird, sollte glücklich sein, wenn die Aktien steigen. Voraussichtliche Käufer sollten fallende Preise eindeutig bevorzugen.“
Warren Buffett in einem Brief an die Aktionäre von Berkshire im Jahr 1997
Daher sollten sich meiner Ansicht nach langfristig orientierte Investoren allgemeinhin stärker auf die Unternehmen und deren Wert konzentrieren und weniger auf deren Aktie und dessen Preis oder um es mit den Worten Phil Towns zu sagen:
„Kaufen Sie ein Unternehmen und keine Aktie.“
Phil Town in „Jetzt aber! – Erfolgreich anlegen in 8 Schritten“
Damit nun das Hamstern und das Einsammeln wunderbarer Unternehmen schließlich zum Erfolg führt, ist es zudem notwendig zu verstehen, dass der Preis einer Aktie nicht immer sehr viel damit zu tun hat, was das betreffende Unternehmen wirklich wert ist. Man sollte viel mehr lernen hinter den Aktienkurs und auf den Wert eines Unternehmens zu blicken.
Preis ist nicht gleich Wert
Wie ich in meinen kennzahlenbasierten Unternehmensanalysen für gewöhnlich stets wiederhole, vertrete ich die Meinung, dass für langfristig orientierte Investoren der Preis eines Wertpapier lediglich beim Kauf, Nachkauf und eventuellen Verkauf eine Rolle spielt. Daher können Investoren meiner Ansicht nach auch verhältnismäßig entspannt auf die Schwankungen am Markt – die Volatilität – blicken. Denn der Preis ist lediglich der Betrag, den man zum jeweiligen Kaufzeitpunkt bezahlt bzw. zum Verkaufszeitpunkt bekommt.
Anmerkung: Auf Whirlwind-Investing.com habe ich von 2019 bis 2023 zahlreiche Unternehmensanalysen veröffentlicht. Auch auf Whirlwind360@Substack veröffentliche ich bei Interesse neben meinen Quick-Checks ab und an gern ausführliche Aktienanalysen. Lasst mich eure Meinung dazu gern wissen.
Allerdings steigt die Wahrscheinlichkeit mit seinen Investments langfristig ein erhebliches Vermögen aufzubauen, wenn man sicherstellt, dass der Preis, den man bezahlt, geringer ist als der Wert dessen, was man bekommt.
„Das ganze und einzige Geheimnis des Hamsterns besteht darin, sicherzustellen, dass der Wert des Unternehmens erheblich höher ist als der Preis, den man dafür bezahlt.“
Phil Town in „Jetzt aber! – Erfolgreich anlegen in 8 Schritten“
Aber warum sollte der Preis geringer sein, als der Wert dessen, was man letztendlich dafür bekommt? Noch dazu wo man entsprechend der Markteffizienzhypothese davon ausgeht, dass die Märkte effizient und die Preise, welche an den Kapitalmärkten erzielt werden, stets sämtliche Informationen reflektieren, die in den Märkten verfügbar sind.
Der Grund ist einerseits, dass Menschen niemals vollständig rational sondern unterschiedlich stark emotional agieren, wobei Angst und Gier die vorherrschenden Emotionen an der Börse sind, und andererseits, dass unterschiedliche Akteure an den Märkten unterschiedliche Ziele verfolgen, zu deren Erreichung unterschiedliche Zeiträume zur Verfügung haben sowie unterschiedliche Methoden und Strategien nutzen. Dazu ein Beispiel, welches diese Aussage unterstreicht:
Ein privater Investor und ein Fondmanager haben beide ein wunderbares Unternehmen gefunden, dessen Aktie zu einem Preis gehandelt wird, der unter dem wahren Wert des Unternehmens liegt. Nun beginnt der Aktienpreis des Unternehmens aufgrund marktbreiter Turbulenzen nochmals zu fallen. Wie reagieren die beiden Akteure unter Umständen?
Für den Privatinvestor, der weiterhin von der Qualität des Unternehmens überzeugt ist und der dessen Wert kennt, ist es umso besser, je tiefer der Preis fällt. Er ist niemandem gegenüber zur Rechenschaft verpflichtet und unter der Annahme, dass er hoffentlich noch viele Jahre vor sich hat, kauft er idealerweise nach, senkt damit seinen durchschnittlichen Einstandspreis und steigert dadurch seine zukünftige Rendite, wenn der Preis wieder in Richtung des Wertes steigt.
Der Fondmanager, der das Geld seiner Anleger verwaltet, ist ebenfalls überzeugt, dass es sich bei dem Unternehmen nach wie vor um ein wunderbares Unternehmen handelt, dessen Aktie nun mit noch deutlicherem Abschlag gegenüber dem wahren Unternehmenswertes gehandelt wird. Seine Anleger sind aufgrund der aktuellen Situation jedoch möglicherweise verunsichert und ziehen vermehrt Geld aus dem Fond ab. Anstatt nun weitere Anteile des wunderbaren Unternehmens zu deutlich tieferen Preisen zu kaufen, ist der Fondmanager womöglich sogar gezwungen Anteile zu verkaufen.
Die Vernunft und die Unabhängigkeit des Privatinvestors ermöglichen es ihm somit zu günstigeren Preisen zu kaufen bzw. nachzukaufen, wohingegen die Abhängigkeit des Fondmanagers von den Geldern seiner Anleger und deren Emotionen ihn möglicherweise daran hintern nachzukaufen bzw. sogar zwingen zu verkaufen.
„Wenn wir unsere Angst durch Wissen und Vernunft unter Kontrolle bringen, gewinnen wir. Und das macht das Hamstern einfach. Wir sind bereit, zu kaufen, wenn Angst die vorherrschende Emotion ist. Wir sind bereit zu verkaufen, wenn Gier die vorherrschende Emotion ist.“
Phil Town in „Jetzt aber! – Erfolgreich anlegen in 8 Schritten“
Zusammenfassung
Zusammengefasst vertrete ich die Auffassung, dass sich private Investoren bei ihren Investitionen primär auf das Unternehmen selbst und dessen Wert konzentrieren sollten und weniger auf den Preis, den der Markt gerade für die Aktie für angemessen hält. Fällt nach dem Kauf der Aktienpreis aufgrund diverser allgemeiner Gründe (z.B. aufgrund marktbreiter Turbulenzen), wobei der Wert des Unternehmens annähernd gleich geblieben ist, kann dies für den vernünftigen Investor eine enorme Chance sein, seine zukünftige Rendite weiter zu erhöhen, wenn sich der Preis mittel- bis langfristig wieder in Richtung des wahren Wertes bewegt.
Allgemeinhin sollten Investoren sich ohnehin weder von ihrer Angst leiten noch von ihrer Gier beherrschen lassen, sondern versuchen durch Wissen und Vernunft kontrolliert rationale Entscheidungen zu treffen.
Ich hoffe, euch hat dieser Beitrag gefallen und ihr konntet daraus einen Mehrwert für euch mitnehmen. Lasst hierzu gern einen Kommentar mit euren Gedanken und Anregungen da.
Viele Grüße,
Daniel aka Whirlwind360
Disclaimer:
Die von mir auf Substack veröffentlichten Analysen und Texte stellen keine Anlageberatung, Steuerberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Ich veröffentliche hier lediglich meine persönliche Meinung.
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